CD-Inhalt:

 
   

Der Alte Peter    Ulrich Sommerlatte (*1914) / Arr. Jürgen Pfiester

 

  1   Thema  

0'58''

  2   Am Fürstenhof (J. S. Bach)  

1'08''

  3   W. A. Mozart  

1'27''

  4   Richard Wagner  

2'00''

  5   Richard Strauss  

1'35''

  6   Carl Orff  

0'52''

  7   Musica viva  

1'38''

  8   So klingt's in München  

1'12''

Don Quichottisen    Jan Koetsier (*1911), op. 144

 

  9  Don Quichotte  

2'59''

10  Sancho Pansa  

1'32''

11  Rosinante  

1'19''

12  Dulcinea  

2'08''

13  Der Kampf gegen die Windmühlen  

3'26''

Till Eulenspiegel's lustige Streiche   
Richard Strauss (1864 - 1949), op. 28 / Arr. Ralf Rudolph

 

14   Es war einmal ...

1'04''

15   Till reitet über den Marktplatz

1'59''

16   Till sitzt im Mauseloch; Till als Pastor

1'36''

17   Till ist verliebt

1'09''

18   Till streitet mit den Gelehrten

1'34''

19   Till pfeift ein Liedchen

0'54''

20   Till wird gejagt und gefangen

1'18''

21   Till wird verurteilt und gehängt

1'53''

22   Epilog

1'10''

Das Dschungelbuch,    Suite für Brass Quintett
Richard und Robert Sherman / Arr. Ralf Rudolph

 

23   Ouvertüre

1'59''

24   Colonel Hathi's Marsch

1'31''

25   Probier's mal mit Gemütlichkeit

2'38''

26   Der Geierchor

1'55''

27   King Louie's Song

2'25''

 

Gesamtspielzeit:   

46'54''









Die vorliegende CD erfüllt uns mit ganz besonderem Stolz: sie ist nämlich ein zu 100% ureigenes Rennquintett-Erzeugnis. Alle Stücke dieser CD sind für DAS RENNQUINTETT komponiert bzw. arrangiert worden und werden hier zum ersten Mal veröffentlicht.

Jürgen Pfiester, einer unserer eifrigsten Arrangeure, hat mit der Quintettfassung der Variationen über Der Alte Peter eines der Highlights in unserem Konzertprogramm mitzuverantworten. Dank heftigster Nachfrage erscheint diese höchst amüsante Tour durch die Musikgeschichte nun auf CD.

Jan Koetsier hat uns die Don Quichottisen gewidmet und hat mit diesem Stück einen weiteren Volltreffer als Komponist gelandet. Die Blechbläserszene kann sich über eine intelligente, technisch anspruchsvolle und musikalisch großartige Komposition mit augenzwinkerndem Witz freuen.

Die Quintettfassung von Richard Strauss' Meisterwerk Till Eulenspiegels lustige Streiche war eines unserer ehrgeizigsten Projekte. Ralf Rudolph, der für dieses meisterhafte Arrangement verantwortlich ist, hat durch sein nachhaltiges Beharren auf diesem Stück DAS RENNQUINTETT zu einer musikalischen Höchstleistung getrieben.
Das Ergebnis spricht für sich.

Die Dschungelbuch-Suite ist eine weitere Delikatesse aus der Feder Ralf Rudolph's. Der humorvolle Höhepunkt unseres Konzertprogramms darf auf dieser CD auf keinen Fall fehlen.
Nach der ersten Probeaufnahme des 'Geierchores' riet uns unser Tonmeister - aus welchen Gründen auch immer - vorsichtig von weiteren Versuchen ab. Wir wollten Ihnen diese allererste Aufnahme aber als wichtiges Zeitdokument nicht vorenthalten.

Viel Spaß,

DAS RENNQUINTETT





Ulrich Sommerlatte wurde 1914 in Berlin geboren. Der Meisterschüler Furtwänglers trat 1936 in Hannover seine erste Kapellmeisterstelle an, wurde 1937 einberufen und bereits 1939 an die Front geschickt. Während der Zeit seiner englischen Gefangenschaft von 1944 bis 1946 konnte er amerikanische Bigband-Arrangements studieren, was ihm in den Folgejahren zugute kam. Ulrich Sommerlatte machte sich als Arrangeur einen Namen und übernahm die Instrumentierung der Werke von Werner Bochmann, Franz Grothe, Peter Igelhoff und Gerhard Winkler. Seine eigene kompositorische Arbeit versteht Ulrich Sommerlatte als 'Sinfonische Unterhaltung'. Seine zahlreichen Orchesterwerke und Filmmusiken (u.a. zu Karl May Filmen) zeigen dieses Verständnis von anspruchsvoller Unterhaltung ganz deutlich. Gleiches gilt für die Paraphrase über das volkstümliche Lied vom alten Peter, in der Sommerlattes Kunst des Arrangierens und seine Stilsicherheit augenscheinlich und hörbar ist: zunächst wird das Thema vorgestellt, das dann barockisierend 'am Fürstenhof' Einzug hält, um mit Wolfgang Amadeus Mozart die Wiener Klassik zu grüßen. Richard Wagner und Richard Strauss stehen sich gegenüber und werden von Orff'scher Idiomatik abgelöst. Kontrastreicher kann es nicht weitergehen: Die zeitgenössische Musik wird als 'Musica Viva' auf die Schippe genommen, um zum Abschluß in der Bierseligkeit des Münchner Hofbräuhauses zu schunkeln: 'So klingt's in München'.

Das Leben des Schriftstellers Miguel de Cervantes Saavedra verlief so abenteuerlich, daß es gut als Vorlage für seine Romane dienen konnte: als Sohn eines verarmten Landadeligen in Alcalá aufgewachsen, besuchte er eine Jesuitenschule und mußte mit erst 22 Jahren nach Italien fliehen. In Rom trat Cervantes 1569 eine Stelle als Kammerjunker an, die er aber bereits ein Jahr darauf wieder aufgab, um als Freiwilliger in der Armee seines Heimatlandes gegen die Türken zu kämpfen. In der Seeschlacht bei Lepanto 1571 verlor er seine linke Hand. Das Glück war Cervantes auch in den Folgejahren nicht hold, denn 1575 geriet er auf einer Reise nach Madrid in die Gefangenschaft algerischer Korsaren und mußte sich daraufhin in Algerien fünf Jahre als Sklave verdingen. Erst 1580 konnte er freigekauft werden. Wieder in Madrid verdiente er sich seinen Lebensunterhalt als kaufmännischer Vertreter der spanischen Seeflotte und setzte nebenbei seine schriftstellerischen Versuche fort. Cervantes' wirtschaftliche Lage blieb indes bis zu seinem Tode prekär. Mehrmals saß er im Gefängnis, weil er aus sozialer Not Gelder veruntreut hatte.
So zeichnet 'Don Quijote' ein Bild Spaniens um 1600, das von zweifelhaften Gastwirten, schlampigen Dienstmädchen, streitsüchtigen Schäfern und selbstgefälligen, dicken Bauern bevölkert ist.

Zur gleichen Zeit hatte bereits ein anderer Volksheld internationale Berühmtheit erlangt. Die Rede ist von Till Eulenspiegel. Er soll um 1300 in Kneitlingen am Elm im Landkreis Wolfenbüttel zur Welt gekommen sein. Der Braunschweiger Zollschreiber Hermann Bote hat seine Lebensgeschichte um 1480 verfaßt und 1515 in Straßburg drucken lassen. Mindestens 35 Ausgaben erschienen innerhalb kürzester Zeit allein in Deutschland. Auch wurde das Buch im 16. Jahrhundert teilweise in Auswahl in die meisten Kultursprachen Europas übersetzt.
In einem französisch geschriebenen Roman von Charles de Coster von 1867 wandelt sich Eulenspiegel zum Freiheitsheld der Flamen im Kampf gegen die Spanier: er ist als Sohn des Klaas zu Damme in Flandern geboren. Die Abenteuer Till Eulenspiegels und Don Quichottes bieten sich förmlich an, Komponisten aller Stilrichtungen zu Vertonungen anzuregen. So hat Richard Strauss auch beiden 'Volkshelden' sinfonische Dichtungen gewidmet. Ursprünglich plante er eine Musikkomödie über den 'Till-Stoff' im Anschluß an die Oper 'Guntram'. Eine in Weimar entworfene Textskizze lag bereits vor, wurde von Strauss während seiner zweiten Münchener Dienstzeit verworfen und im Mai 1895 als Orchestercapriccio vollendet. Die Uraufführung fand am 5. November desselben Jahres im Kölner Gürzenich statt.
Der Dirigent der Uraufführung Dr. Franz Wüllner bat Richard Strauss um eine kurze Erläuterung, um dem Kölner Uraufführungspublikum die Handlung schmackhafter machen zu können. Richard Strauss entgegnete: "Es ist mir unmöglich, ein Programm zu Till Eulenspiegel zu geben: was ich mir bei den einzelnen Teilen gedacht habe, würde, in Worte gekleidet, sich oft seltsam genug ausnehmen, vielleicht Anstoß erregen. Wollen wir daher diesmal die Zuhörer selbst die Nüsse aufknacken lassen, die der Schalk ihnen verabreicht". Zur Erleichterung des Verständnisses dürfte es genügen, die beiden Eugenspiegelthemen mitzuteilen, die das Ganze in den verschiedensten Verkleidungen und Stimmungen wie Situationen durchziehen bis zur Katastrophe, wo Till aufgeknüpft wird, nachdem das Urteil über ihn gesprochen wurde.
Als der Wiener Theaterwissenschaftler Joseph Gregor den Komponisten im hohen Alter fragte, ob es ihm bewußt sei, daß er mit dem Till an den metaphysischen Grenzen des großen Humors gerührt habe, gab Strauss prompt zur Antwort: "Aber nein - ich wollte nur, daß die Leute im Konzertsaal einmal richtig lachen."

Natürlich hat ein ausführliches Programm nicht lange auf sich warten lassen. Hier sei Fritz Gysi's Zusammenfassung im Bücken-Handbuch von 1934 wiedergegeben:
"Die lustige Reise geht, nachdem sich der Held in einer spaßigen Intrada persönlich eingeführt, hopp hopp mitten durch die kreischenden Marktweiber. Strauß läßt den Held mit Siebenmeilenstiefeln enteilen sich in einem Mauseloch verkriechen. Alsdann, im Pastorengewand, setzt er predigend die fromme Miene auf, um ob der Verhöhnung der Religion doch ein heimliches Grauen zu empfinden. Dann spielt er den Galan, wirbt und girrt zärtlich und holt sich einen richtigen Korb (einen durch Verschlingung der Motive wundervoll geflochtenen), worauf er der ganzen Menschheit Rache schwört, die Philister mit seinen professoral vorgetragenen Themen aufsitzen läßt, mit einer fürchterlichen Grimasse abzieht und seinen Gassenhauer trällert. Nun aber faßt ihn das Geschick. Der Büttel ergreift ihn und schleppt ihn vors posaunendröhnende Hochgericht. Der Urteilsspruch, von der Posaune verlesen, lautet: Tod. Ein letzter Ruck, und Till baumelt am Galgen, wobei ein Flötentriller in unmißverständlicher Weise dartut, wie ihm die Luft ausgeht. Der besinnliche Epilog, leicht beschattet, nimmt den Faden der Geschichte wieder auf und kommt, wie diese ganze Heiterkeitsmusik überhaupt, zum Schlusse, daß das Unsterbliche der Schalksnatur oder sagen wir einfach, daß der Galgenhumor durch keine irdische Gerichtsbarkeit zu ertöten ist."

Der englische Schriftsteller Rudyard Kipling (1865-1936), der 1907 den Nobelpreis für Literatur erhielt, wurde in Bombay geboren. Nach kurzer Schulzeit in England, lebte er von 1882 an wieder in Indien, wo er zunächst als Journalist arbeitete und als Berichterstatter am Burenkrieg teilnahm. Nach seinen ersten literarischen Erfolgen siedelte er 1902 endgültig nach England über. Rudyard Kipling hat sich in vielen seiner Romane und Erzählungen der Beschreibung der Landschaft und den Einwohnern Indiens gewidmet. Seine vielleicht erfolgreichste Sammlung von Erzählungen erschien 1894 unter dem Titel 'Das Dschungelbuch'. Die Geschichte von Mowgli dem Wolfsjungen wurde 1966 von Walt Disney aufgegriffen und zu einem der schönsten Zeichentrickfilme überhaupt verarbeitet. In Kiplings Erzählung kommt kein Happy End vor: Mowgli, der Wanderer zwischen den Welten, ist vor allem von den Menschen enttäuscht und streift zuletzt als Einzelgänger durch den Dschungel. Bei Walt Disney werden die Abenteuer beschrieben, die Mowgli zu bestehen hat, während er von dem Bären Baloo und dem Panther Bagheera zur Menschensiedlung zurückgebracht wird. Die Brüder Sherman steuerten eine große Anzahl der Melodien bei, die sich seitdem ungebrochener Beliebtheit erfreuen.
DAS RENNQUINTETT hat diese zu einer kleinen Suite zusammengestellt.

Dr. Ulrich Michalik       





Don Quichottisen

Das Wortspiel des Titels - Don Quichotte und Sottisen - charakterisiert die unsinnigen Phantastereien des berühmten 'Ritters von der traurigen Gestalt'.
In fünf kurzen Episoden wird zuerst die Hauptfigur vorgestellt: der Träumer, die vermeintlichen Feinde und der Edle Ritter.
Es folgt sein gutmütiger Knappe Sancho Pansa, gemächlich auf seinem Esel reitend. Eine überraschende 'Mutprobe' läßt ihn erschauern, er findet jedoch bald zu seinem Gleichmut zurück.
Die dritte Episode schildert den klapprigen Gaul 'Rosinante', sein kämpferisches Wiehern fällt aber gleich in einen stolpernden Trott zurück.
Silberne Triller kündigen Dulcinea, die ferne Geliebte, an, und sie wird mit einer schwärmerischen Liebesmelodie besungen.
Zum Schluß 'Der Kampf gegen die Windmühlen'. Zweimal wird eine Attacke gegen den übermächtigen Feind geritten, dann wird der arme Narr von den Windmühlenflügeln ergriffen und zu Boden geschleudert. Ein wehmütiger Abschied begleitet den Tod des von seinem Ideal besessenen Ritters ....

Prof. Jan Koetsier       







IMPRESSUM
Digitalaufnahme im Jahr 1998/99
Aufnahmen: Sigurd Krumpfer, Fritz Heieck, Rudolf Anslinger, Karl Haffner
Tonmeister (digitaler Schnitt und Mastering): Sigurd Krumpfer
Produktion: Rudolf Bayer
Texte: Dr. Ulrich Michalik, Prof. Jan Koetsier, Uwe Zaiser
Fotos: Markus Hoffmann


Herzlichen Dank an Herrn Dr. Martin vom Stadtarchiv Landau für die Zurverfügungstellung der Folianten!
Danke auch dem Möbelhaus Kober, Kaiserslautern, für die leihweise Überlassung des Lesesessels!