HOMMAGE  á  Jan Koetsier

CD-Inhalt:

 
   

Konzert für Blechbläserquintett und Orchester, opus 133

 
Das Rundfunkorchester des Südwestfunks
Leitung: Christoph Eberle

 

  1   Andante sostenuto / Allegro con brio

8'48''

  2   Andante sostenuto

6'22''

  3   Allegro vivace

4'01''

   

'Quintetto Lirico' für Blechbläserquintett, opus 141

 

Dem RENNQUINTETT gewidmet!

 

  4   Andante con moto / Allegro giocoso

2'52''

  5   Andante doloroso / Adagio

4'11''

  6   Rondo sereno, Allegretto comodo

5'03''

   

Introduktion und Variationen über das 'Vyšehrad'-Thema von Friedrich Smetana
für Harfe und Blechbläserquintett
, opus 71

  7   Introduktion, Andante con moto

1'39''

  8   Thema Vyšehrad, Largo maestoso

2'21''

  9   Variation I, Allegramente

2'55''

10   Variation II, Andante cantabile

3'14''

11   Allegretto - Variation III, L'istesso tempo

2'41''

12   Animato - Variation IV, Allegro con brio

2'28''

13   Variation V, Andante mesto

3'47''

14   Allegro vivace - Variation VI, L'istesso tempo

3'33''

   

Brass Quintet, opus 65

 

15   Andante con moto / Allegro con brio

3'27''

16   Andantino / Presto / Andantino

4'15''

17   Molto vivace

3'51''

 

Gesamtspielzeit:   

66'11''

 
 

 

    Die Hinwendung zu den Blechbläsern durchzieht mein gesamtes Werk. Die Affinität zu den besonderen Möglichkeiten verschiedener Kombinationen führte zu meinem Anliegen, die Blechbläser-Kammermusik als ernstzunehmende Sparte im Musikleben auszuweisen.
    Die hier vorliegenden sorgfältig gestalteten Einspielungen des RENNQUINTETT’s rechtfertigen meine Hoffnungen auf das Schönste. Das Ensemble glänzt neben selbstverständlicher Professionalität vor allem durch die von mir so sehr erwünschte kammermusikalische Subtilität. Was hier an dynamischer und tonlicher Feinheit geleistet wird, ist beispielgebend und kann das Komponistenherz nur mit Bewunderung und Freude erfüllen!

Jan Koetsier, 2. April 1996


Hommage

    Jan Koetsier, Jahrgang 1911, ist gebürtiger Holländer, kam aber schon früh nach Deutschland und blieb dort bis heute. Er studierte Komposition, Klavier und Dirigieren in Berlin zwischen 1927 und 1934 und erlebte dort noch die genial exzessiven 'roaring twenties' und den abrupten Wechsel in die 'Ordnung' der Nazizeit. Als Dirigent mußte er sich dann branchenüblich mit Anfängerstellungen (darunter eine Wanderoper) durchschlagen und stieß in höhere Regionen vor, als ihn der legendäre Willem Mengelberg (der volle fünfzig Jahre, von 1895 bis 1945, am Pult des Concertgebouw-Orchesters stand) als seinen zweiten Mann 1942 nach Amsterdam holte. 1950 folgte Koetsier einem Ruf Eugen Jochums zum Bayerischen Rundfunk, wo er im Laufe der Jahre eine riesige Anzahl von Tonbandaufnahmen aller Epochen und Stilrichtungen geschaffen hat. In seinen Konzertprogrammen zielte Koetsier stets auf Werke, die er zu Unrecht vernachlässigt fand; bereits in den fünfziger Jahren empfand er sich als Vorkämpfer für die damals noch im Schatten dämmernde Symphonik Gustav Mahlers. 1966 wurde Koetsier Professor für Dirigieren an der Münchner Musikhochschule, wo er zehn Jahre lang sein Können und seine Erfahrungen einer ganzen Generation junger Kapellmeister weitergab. Längst ist Koetsier in München eine Institution geworden im Laufe der über fünfzig Jahre, die er in (und am Rande) der Stadt verbracht hat. Seit vielen Jahren hat sich Koetsier dem Betrieb (und der schlechten Luft) der Großstadt entzogen: er bewohnt ein Bauernhaus in einem winzigen Weiler in der Nähe von Mühldorf, wo der 83jährige mit ungebrochener Energie mit Notenpapier umgeht.
    Neben zahlreichen kammermusikalischen Kompositionen hat Jan Koetsier auch Symphonien verfaßt und das dramatische Oratorium 'Der Mann Lot' (Rafael Kubelik führte es in München auf) geschrieben.

 

Jan Koetsier schreibt selbst über seine Werke:

    Die Blechbläser-Kammermusik hat in den letzten Jahrzehnten in Deutschland einen erstaunlichen Aufschwung genommen. Während diese Sparte vor dem 2. Weltkrieg außer bei feierlichen Anlässen kaum gepflegt wurde und bis dahin nicht von der ganz anders gearteten Blasmusik unterschieden wurde, kamen nach dem Krieg die ersten Anregungen aus den angelsächsischen Ländern. Während meiner dirigentischen Tätigkeit am Concertgebouw in Amsterdam fomierte sich ein Quartett mit dem legendären Trompeter Marinus Komst in der Besetzung: 2 Trompeten, Horn und Posaune. Meine für dieses Quartett geschriebene Petite Suite aus dem Jahre 1947 war das erste Werk einer langen Reihe von Kompositionen für Blechbläser. Die Petite Suite wurde später von dem berühmten Philip Jones in sein Repertoire aufgenommen und war der Beginn einer langjährigen künstlerischen Freundschaft.  

    Einige dieser Blechbläser-Kompositionen werden hier von dem renommierten RENNQUINTETT vorgestellt.





Konzert für Blechbläserquintett und Orchester, opus 133 (1993)  

    Dieses Konzert hält sich nicht nur formal ganz an die Tradition, Sonatensatz - Liedform - Rondo, seine Einzelteile sind zudem so logisch gegliedert, daß der Hörer stets weiß, wo er sich befindet. Ein Blick in die Partitur zeigt den perfekten Handwerker, der vor allem den Charakter der Instrumente optimal erschließt. Allein die klangliche Ökonomie des klein besetzten Orchesters zeigt den erfahrenen Praktiker, wenn zum Beispiel neun verschiedene Schlaginstrumente von einem einzigen Spieler bedient werden können. Koetsier hatte keinerlei Bekenntnismusik im Sinne, er ging an seine Aufgabe mit der heiteren Distanz eines längst Gereiften. Wollte man unbedingt eine verwandte Ader suchen, so könnte man an Paul Hindemiths Spielmusiken denken. Die Ebene des geistvoll-spielerischen wird zweimal verlassen: gegen Ende des kantablen, eher meditativen Mittelsatzes überrascht uns ein Ausbruch der Klangfülle und der Expression; am Schluß des Konzertes, wo Koetsier die Gebärden des lockeren Zurücknehmens vergessen will und alle zurückgehaltenen Trümpfe ausspielt: Temposteigerungen, Taktwechsel, abrupte Wechsel der Lautstärke (nicht ohne einen Largo-Einschub der fünf Soli), bis der effektvolle Schluß wie im Geschwindmarsch in reines Es-Dur mündet, die Grundtonart des ganzen Werkes. 

Erich Mauermann





Quintetto lirico, opus 141 (1994)  

    Dieses dem RENNQUINTETT gewidmete Werk ist in seiner Grundhaltung der lyrischen, gesanglichen Melodie zugewendet. Dies zeigt sich besonders in der Einleitung, dann im langsamen 2. Satz und stellenweise im abschließenden Rondo sereno. Die Virtuosität kommt aber keineswegs zu kurz, sie hält sich aber stets in luzider Transparenz. 

Professor Jan Koetsier





Introduktion und Variationen über das 'Vyšehrad'-Thema
von Friedrich Smetana für Harfe und Blechbläserquintett, opus 71 (1976)  

    Die 'Introduktion und Variationen' über das Vyšehrad-Thema von Smetana wurden für die Münchner Blechbläsersolisten geschrieben. Dieses Ensemble gestaltete seine Quintett-Programme abwechselnd mit Harfen-Kompositionen, und so entstand der Wunsch, einmal in einem neuen Werk zusammenzuspielen.Für den Komponisten bot sich das Vyšehrad-Thema aus dem Zyklus 'Mein Vaterland' von Smetana zwingend an, da dort die Harfe das Werk mit einer großen Kadenz einleitet, die fast notengetreu übernommen wurde.
    Die folgenden Variationen beleuchten das Thema von den verschiedensten Seiten, stets von kleinen Harfensoli unterbrochen und miteinander verbunden.  

Professor Jan Koetsier


Annette Jansen-Zacks, Harfe
    1960 in Duisburg geboren,erster Harfenunterricht im Alter von 16 Jahren, von 1980 bis 1984 Studium an der Musikhochschule Detmold bei Frau Professor Ruth Konhäuser, seit 1984 Solo-Harfenistin im SWR-Rundfunkorchester.





Brass Quintett, opus 65 (1974)  

    Besonders reizvoll sind bei den Blechblasinstrumenten die rhythmischen Möglichkeiten; diese werden im 1. Satz des vorliegenden Quintetts nach einer kurzen langsamen Einleitung mit vielen Taktwechseln und Akzentverschiebungen ausgekostet.
    Im 2. Satz wird eine einfache, liedhafte Phrase der Trompete einem burlesken Thema der Tuba gegenübergestellt, einige Male variiert und zuletzt choralartig zusammengeführt. Im letzten Satz siegen die Behendigkeit und Virtuosität der Instrumentalisten; im hurtigen Sechsachteltakt, von einigen bockigen Siebenachteln unterbrochen, wirbelt das Werk seinem Ende zu. 

Professor Jan Koetsier

 



    Mit der vorliegenden CD Hommage erweisen wir Jan Koetsier, dem für die Blechbläserkammermusik so außerordentlich wichtigen und verdienstvollen Komponisten, unsere Reverenz. Die Tatsache, daß die CD zu seinem 85. Geburtstag im Jahr 1996 erscheint, erlaubt uns, ihm die allerbesten Glückwünsche, verbunden mit großem und herzlichem Dank für die geleistete Arbeit, musikalisch zu überbringen. 

DAS RENNQUINTETT


 

IMPRESSUM
Digitalaufnahme im Jahr 1995
Aufnahmen: Fritz Heieck, Sigurd Krumpfer, Rudolf Anslinger, Karl Haffner
Tonmeister (digitaler Schnitt und Mastering): Sigurd Krumpfer
Diese Aufnahme wurde ohne den Einsatz jeglicher Art von klangbearbeitenden Geräten erstellt. Ausschließlich die Anordnung und Auswahl der Mikrophone bestimmen den Klang der Instrumente.
Produktion: Rudolf Bayer
Text: Professor Jan Koetsier
Fotos: Reiner Voß, Carmen Kreiss